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29.03.2024 :: English :: Druckversion
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Stärkung der lokalen Organisation zu Warnung und Katastrophenschutz

Ein Frühwarnsystem muss unter der Berücksichtigung der lokalen Strukturen, Akteure und Kapazitäten entwickelt werden, denn dort sitzen die Empfänger der Warnmeldung. Die Behörden und die betroffene Bevölkerung müssen auf den Katastrophenfall vorbereitet sein und die Warnmeldung verstehen und angemessen reagieren.

In Indonesien kommt der lokalen Ebene durch den Dezentralisierungs- und Demokratisierungsprozess, in dem sich das Land seit 1999 massiv befindet, auch bei der Durchführung des Tsunami-Frühwarnsystems eine bedeutende Rolle zu. Im Zuge der zunehmenden Autonomie der Regionen erhalten die Landkreise und Städte immer mehr Kompetenzen und Verantwortung auch im Bereich des Katastrophenschutzes und der –vorsorge. Der Landrat/Bürgermeister hat im Katastrophenfall die letztendliche Entscheidungsgewalt, ob im Falle einer Warnmeldung zum Beispiel evakuiert wird oder nicht. Auch die langfristige und nachhaltige Ressourcenverteilung und die Sicherheit der Bürger sind einer der Hauptaufgaben einer lokalen Verwaltung. Die resolute Dezentralisierung ist einerseits förderlich für ein lokal angepasstes Katastrophenmanagement und dadurch auch förderlich für eine schnelle Umsetzung einer Frühwarnmeldung, andererseits kann dies nur funktionieren, wenn die lokalen Strukturen und Kapazitäten für ein effektives, institutionenübergreifendes, interdisziplinäres Katastrophenmanagement vorhanden sind.

Es wurden Instrumente der Vorbereitungsplanung und lokaler Warnsysteme entwickelt und in drei Pilotregionen etabliert. Für die nationale Ebene wurden auf der Basis dieser Erfahrungen in den Pilotregionen Verfahrensvorschläge diskutiert und entwickelt.

Von 2006 bis 2010 wurde dieses Programm von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen mit indonesischen Partnern umgesetzt. Pilotgebiete waren Padang (Großstadt in Westsumatra), Cilacap, Kebumen und Bantul (drei Distrikte im eher ländlich geprägten Raum in Süd-Java) und Denpasar (Touristen-Hochburg auf Bali). In einem kontinuierlichen Beratungsprozess wurden Standardverfahren zur Entscheidungsfindung bei Katastrophenalarm, Prozesse und Technologien zur Verbreitung der Warnmeldung sowie Evakuierungspläne entwickelt und getestet. Außerdem unterstützte das Vorhaben die indonesischen Behörden sowie zivilgesellschaftliche Organisationen bei Öffentlichkeitskampagnen, der Produktion und Bereitstellung von Aufklärungsmaterialien, der Durchführung von Katastrophenübungen und der Weiterbildung des Personals von lokalen Katastrophenschutzbehörden. In Bali war das Vorhaben zudem an der Entwicklung von Verfahren zur Tsunamivorsorge im Tourismussektor beteiligt.

Die Erfahrungen aus den Pilotgebieten wurden für die Diskussion auf nationaler Ebene aufgearbeitet und den beteiligten Akteuren in Form von Konzeptpapieren, praktischen Leitfäden, Checklisten und Erfahrungsberichten zur Verfügung gestellt.  Eine umfassende Dokumentation ist im „Tsunami-Kit“ verfügbar.

Darüber hinaus engagierte sich das Vorhaben in der Arbeitsgruppe zu „Community Preparedness“ der UNESCO-Regierungskoordinierungsgruppe zu Tsunamifrühwarnung im Indischen Ozean (ICG IOTWS) und konnte so die Erfahrungen aus Indonesien auch in den internationalen Diskussionsprozess einbringen.